Welche Schäden und Mängel gibt es an den Sporthallen und wann werden diese endlich saniert? „Ein Hallenkataster für alle Sporthallen in Bremen ist dringend erforderlich“, stellte der stellvertretende Vorsitzende des Kreissportbundes Bremen-Nord, Reimund Kasper. „Es nützt nichts, dass Mängel fortlaufend notiert werden, sondern es muss eine Reihenfolge und Koordinierung stattfinden.“ Der Sanierungsstau werde immer größer. „Es nützt den Sportvereinen nichts, wenn Mängel bei den Begehungen aufgelistet werden, aber sich nichts tut“, sagte Kasper.
Das geforderte Hallenkataster war ein Thema beim Diskussionsabend „Sportdialog 2017“ am ,27. November 2017 zu dem Kreissportbund Bremen-Nord in die Geschäftsstelle am Bockhorner Weg eingeladen hatte. Diesmal waren Vertreter der Sportdeputation Bremen nach Bremen-Nord gekommen: Ingelore Rosenkötter (SPD, Vorsitzende der Sportdeputation), Mustafa Öztürk (B90/Die Grünen) und Detlef Scharf (CDU) stellten sich den Fragen der Gäste. Dazu gehörten neben zahlreichen Vertretern der Sportvereine auch die Ortsamtsleiter, Politiker aus den Beiräten sowie der Leiter des Sportamtes, Christian Zeyfang.
Jürgen Linke, scheidender Vorsitzender des KSB-Bremen-Nord, begrüßte die Gäste und betonte, dass die Arbeit der Sportdeputation nicht zu unterschätzen sei, „denn hier werden die Mittel freigegeben“. Ingelore Rosenkötter als Vorsitzende der Sportdeputation verwies auf den guten Zustand der Bezirkssportanlagen. Bei den ca. 130 Schulsporthallen jedoch gebe es einige stark renovierungsbedürftige Anlagen aus den 1960er Jahren. Das von Immobilien Bremen IB) zu erstellende Hallenkataster soll im Herbst 2018 endlich vorliegen. Leider sei IB in erster Linie mit dem Bau von Kitas und Schulen befasst, „der Sport kommt erst an dritter Stelle“. Das betonte auch Mustafa Öztürk: Bei der Schulsanierung werde oft vergessen, dass eine Turnhalle dazugehöre. Als ernst bezeichnete auch Volker Beringer die Hallensituation in Bremen-Nord: „In 20 Jahren hat sich überhaupt nichts verändert, es muss wirklich etwas passieren.“
Ein Hindernis ist nach Ansicht von Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke die Vorschrift, dass bei bestimmten baulichen Gewerken automatisch eine Komplettsanierung vorgeschrieben wird. Dies solle von den Abgeordneten dringend hinterfragt werden. Auch Martin Hornhues, CDU-Beiratsvertreter aus Burglesum, wartet auf einen detaillierten Sanierungsplan und nannte als Beispiel die Halle Alwin-Lonke-Straße, die „seit Ewigkeiten“ auf eine Sanierung warte. In katastrophalem Zustand aber sei die Ludwig-Jahn-Halle, stellte der Vegesacker Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt fest: „Schimmel und bröckelnder Putz, viel schlimmer geht es nicht.“
Kritik kam auch aus Reihen der Zuschauer. „Für mich ist der Bremer Sport schon lange gestorben“, stellte Joachim Förg fest. Durch die Sperrung der Sporthalle Borchshöhe während der Sanierung hätten die Freien Turner fast ihre gesamte turnerische Riege verloren, „der Verein ist kaputt gemacht worden“. Dass eine halle bei einer Sanierung längere Zeit gesperrt werde, sei leider nicht zu ändern, gab Ingelore Rosenkötter zu bedenken. Dann müssten eben andere Vereine Hallenzeiten abgeben. Man habe ja den Anspruch, die Sporthalle „um die Ecke“ zu haben.
Zurzeit wollten sechs Bremer Vereine eine neue Halle bauen. Laut Sportentwicklungsplan gebe es aber in Bremen-Nord zurzeit keinen Bedarf für einen Neubau. Alle Vereine hofften, dass die Hallen vormittags von den Schulen angemietet werden, sonst seien die hohen Unterhaltungskosten nicht zu stemmen.
Ein weiteres Thema war sie Sportanlage Oeversberg. Die Vereine bräuchten jetzt schnellstmöglich Planungssicherheit, so Rosenkötter. Der Flächentausch liege jetzt beim Wirtschaftsressort, erklärte Sportamtsleiter Christian Zeyfang, dem Sportamt seien die Hände gebunden.
Warum baut Vegesack nicht auf der Fläche Fährer Flur einen großen Kindergarten und gleich eine Sporthalle dazu? Diese Anregung kam von Dörte Wendt (SAV). Ortsamtsleiter Dornstedt versprach, das aufzugreifen.
Über die Bewegungslandschaft und die Fittie-Spiele am Löh berichtete Wilhelm Brand. Ziel sei, dass die Kinder Spaß an der Bewegung haben. Ein sehr erfolgreiches Projekt stellte Ingo Schüller vom Schulzentrum Eggestedter Straße vor. Der Leistungskurs Sport kooperiere mit Nordbremer Vereinen, indem die Theoriestunden bei der Übungsleiterausbildung angerechnet werden. Zurzeit 28 Schülerinnen und Schüler arbeiteten in den Sportvereinen und als Leiter von Arbeitsgemeinschaften in der Schule. Die Übungsleiterausbildung werde über drei große Sponsoren finanziert. Dass Schüler anderen etwas beibringen, „das ist schon toll“, stellte Ingelore Rosenkötter fest. Wie könne man dieses Erfolgsprojekt auf andere Schulen übertragen? fragte Detlef Scharf (CDU). Junge Leute spielten heute lieber Playstation oder gingen ins Fitnessstudio, „da müssen die Vereine mit besseren Angeboten reagieren“, forderte er. Dem widersprach Ingelore Rosenkötter. Nahezu alle Mehrspartenvereine seien zertifiziert und böten umfangreiche Angebote wie z. B. Rehasport. Die Politik könne das Problem nicht lösen, „denn es geht hier nicht um Bezahlung, sondern um Anerkennung, Respekt und Beteiligung.“
Über eine Erhöhung der steuerfreien Grenze für Aufwandsentschädigungen, zurzeit 2.400,- €, jährlich, müsse nachgedacht werden, forderte der stellvertretende KSB-Nord-Vorsitzende Reimund Kasper. Mustafa Öztürk betonte, dass in Deutschland 1,75 Millionen Menschen ehrenamtlich im Sport tätig seien. „Ohne dieses Ehrenamt können wir uns alle Debatten über Gebäudesanierung und Neubauten schenken. Da würde einiges zusammenbrechen.“
Wie schwierig es sei, jemanden für ein Ehrenamt zu gewinnen, stellte auch der KSB-Nord-Vorsitzende Jürgen Linke fest. Die Zahl der Ehrenamtlichen habe sich in den letzten zehn Jahren fast halbiert und die Altersschwelle rücke immer weiter nach oben. Auch der Kreissportbund Bremen-Nord sei immer noch auf der Suche nach zwei neuen Vorsitzenden.
Schimmel in der Halle, leckende Duschen und schlechte Beleuchtung: Der Sanierungsstau in vielen Sporthallen war Thema beim „Sportdialog Nord“ am 21. November 2016 in der KSB-Geschäftsstelle Bockhorner Weg.
Sportsenatorin Anja Stahmann und Jochen Brünjes vom Sportamt waren der Einladung des Kreissportbundes nach Bremen-Nord gefolgt und stellten sich den Fragen der Mitglieder. Auch die Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Blumenthaler Freibades und die Probleme mit Anliegern von Sportstätten, die gegen Lärmbelästigung klagen, wurden diskutiert.
Im Frühjahr 2017 soll der neue Sportentwicklungsplan für Bremen fertig sein. Darin wird ein Ranking für den Bau von neuen Sporthallen enthalten sein. Nicht alle der fünf beantragten Hallen können gebaut werden, stellte Stahmann klar.
Der Vegesacker Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt kritisierte, dass für die sanierungsbedürftige, vom Schimmel befallene Sporthalle Fährer Flur immer noch kein Sanierungskonzept vorliegt. Florian Boehlke, Ortsamtsleider Burglesum, erwartete ein Konzept für den Bau einer neuen Sporthalle in Lesum, „die Zeit rennt uns davon“. Stahmann kündigte Gespräche mit dem Investor an.
Die Sportsenatorin nahm auch die Forderung nach einer neuen Preisstruktur für das Blumenthaler Freibad und flexiblere Öffnungszeiten in den Sommermonaten mit nach Haus. Das Thema soll demnächst im Aufsichtsrat der Bremer Bäder auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Anja Stahmann notierte die Sorgen der Mitgliedsvereine und kündigte an, mit den zuständigen Stellen Gespräche zu führen.